Die Welle (Therapeutische Geschichte)
Inspiriert durch Jessica Thormann
Ich war schon immer „Wassermann“. Einerseits bin ich in diesem Sternzeichen geboren, andererseits habe ich schon immer eine besondere Verbindung zum Wasser. Schon als Baby wollte ich im und am Wasser spielen. Später entdeckte ich das Tauchen und Surfen für mich.
„Wasser spendet Leben“, sagt man. Für mich spendet es auch Ruhe und Frieden. Es zeigt mir die sanfte Kraft von Ausdauer, Beharrlichkeit und fließender Bewegung – im Fluss sein. Wenn ich mich ihm anvertraue, trägt es mich und bringt mich weiter.
Eins zu werden mit dem Wasser, seine weiche und doch kraftvolle Energie zu spüren und eine neue Welt zu erleben – das hat mich immer fasziniert und begeistert. Beim Tauchen konnte ich in eine neue, fremde und beeindruckende Welt ‘eintauchen’ und mich schwerelos bewegen. Die Unterwasserwelt bietet so viele Eindrücke an farbenfrohen und eigenartigen Pflanzen und Lebewesen, so dass man auch nach einigen Tauchgängen nicht genug davon bekommt.
Wie viel Kraft Wasser hat, weiß jeder, der schon einmal von einer Welle erfasst wurde. Als junger Mann bin ich bei Wellengang -um (m)einer Frau zu imponieren- ins Wasser gegangen. Beim Rausgehen spülte mir eine zurückfließende Welle am Ufer den Boden weg und eine zweite vom Meer kommende ließ mich -unfreiwillig- einen Salto ins Kiesbett machen.
Beim Surfen kann man die Kraft des Wassers ebenso spüren und für sich nutzen. Gleichgewicht, Körperspannung und -beherrschung sind erforderlich, um auf den Wellen zu reiten und durch das Wasser zu gleiten. Vor einigen Jahren hatte ich einen Unfall beim Surfen, der mir einen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt und eine Narbe am rechten Bein bescherte. Auch wenn ich schon einige Erfahrungen hatte, kann man das Wasser nie 100%ig beherrschen. Eine solche Naturgewalt kann einen Demut lehren und Grenzen zeigen. Ich hatte sie für einen Moment unterschätzt.
Seit jenem Tag hatte ich einen neuen Begleiter an meiner Seite, wenn ich im Wasser war – meine Angst, mich nochmals zu verletzen und eine Narbe, die mich daran erinnerte. Ich nannte die Angst „Vorsicht“ und suchte mir nur noch ungefährliche Surfspots, wo ich zwar nicht mehr dieses großartige Gefühl von Freiheit, Verbindung zur Natur und Flow fand, aber mich sicher fühlte. Meine Angst wollte mich beschützen, schränkte mich aber auch ein – ich verlor ein Stück Freiheit.
Eines Tages saß ich auf einer Bank an einem See und sah, wie ein Mädchen mit einem Welpen und „seinem“ Ball spielte. Bei einem etwas zu kräftigen Wurf fiel der Ball ins Wasser und trieb dort. Der Welpe lief an das Seeufer und ich konnte ihm ansehen, dass das Wasser ihm Unbehagen machte. Ich kann nicht sagen, ob es neu für ihn war oder er eine schlechte Erfahrung gemacht hatte, aber es zog ihn zum Ball – doch so bald seine Pfoten das Wasser berührten schreckte er zurück. Das Hin und Her sah fast wie ein Tanz aus. Das Mädchen sah es, schritt jedoch nicht ein.
Der Welpe fiepte und jaulte eine Weile. Doch dann…
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(© Praxis Der Zuhörer – Steffen Zöhl, 2016)