Die Weisheiten der alten Eule 5 (Therapeutische Geschichte)

Die Weisheiten der alten Eule
(Therapeutische Geschichte)

 

In einer sehr alten Eiche lebte eine auch ziemlich alte Eule. Mit der Zeit konnte sie schlechter hören und sehen, aber die Tiere des Waldes gingen gern zu ihr, wenn sie Sorgen und Probleme hatten. Im Gespräch mit der alten Eule fanden viele Tiere ihre Lösungen und verstanden, was das eigentliche Thema war. Von einigen dieser Begebenheiten will ich berichten.

 

Das Lied der Steine - Shania und Goran

 

 

Shania und Goran

So wie die junge Ente lief, ahnte die weise Eule schon, was kam. Es war Liebeskummer, der die Ente zu ihr kommen und um Rat bitten ließ. Da erzählte die Eule ihr die Geschichte vom Maulwurf Goran, der in die Elster Shania verliebt war.

Es ist viele Jahre her, dass Goran und Shania hier im Wald lebten. Als die Elster sich in einem Winter den Flügel verletzt hatte, pflegte sie der Maulwurf. Obwohl er es anfangs kaum glauben konnte, spürten beide, dass es eine große Nähe zwischen ihnen gab. Die Elster und der Maulwurf kannten sich schon eine Weile, als der Maulwurf ihr seine Liebe gestand. Gerührt nahm sie es auf und beteuerte, dass auch ihr Herz für ihn fühlte. Auch wenn beide recht unterschiedlich lebten, fühlten sie doch eine große Verbundenheit zueinander. Einen Sommer lang hatten sie viele Tage und Nächte miteinander geteilt. Er suchte die schönsten und glänzendsten Steine für sie und kümmerte sich stets um ihr Wohl. Wann immer sie traurig war, kam er zu ihr und tröstete sie.

Doch weil der Maulwurf immer wieder eine Zeit unter der Erde war, kam es dazu, dass auch der Zaunkönig um die Elster warb. Goran wurde traurig, als er sah, wie beide durch die Sommerabende flogen. Sie bat ihn um Zeit, um für sich herauszufinden, was ihr Herz wollte. Doch sein Herz wurde schwer, mit jedem Tag, den sie mit dem Zaunkönig flog. Tränen kullerten aus seinen kleinen Knopfaugen. Er versuchte, um sie zu kämpfen. So ging er jeden Tag in den Berg, um Edelsteine für sie zu holen, die glänzten. Er legte sie ihr, liebevoll geschmückt, in ihr Nest. Sie mochte die Steine und wie er sich um sie sorgte.

Die Elster hatte ihn liebgewonnen und wollte den Maulwurf gerne in ihrem Leben behalten, fühlte aber, dass ihr der Zaunkönig gut gefiel. Sie bat Goran immer wieder, er möge doch als Freund bei ihr bleiben. Doch sein Herz war gebrochen. Immer häufiger und länger grub er sich in den Berg.

Eines Tages lagen keine Steine in ihrem Nest. Shania flog zum Berg und suchte nach Spuren von Goran. Als auch nach Tagen kein Zeichen von Goran zu finden war, hatte sie die alte Eule aufgesucht, die damals noch eine eher junge Eule war. Die Eule wusste nicht, wo Goran geblieben war. Sie senkte nur den Kopf, als sie Shanias Geschichte gehört hatte.

Goran wurde nie wieder gesehen. Alles, was blieb, war das Lied der Steine, von dem manche glauben, dass es noch immer tief im Berg zu hören ist.

 

Das Lied der Steine

Für Dich grub ich mich tief und tiefer
durch den Stein, Granit und Schiefer
bis auf den Grund des Bergs hinein,
auf dass Dein Herz so werde mein.

Suchte nach Gold und Edelstein,
Dir nah zu sein, nicht allein.
Fand ich auch viel vom edlen Erz,
blieb mir zuletzt verwehrt Dein Herz.

Einst warst Du mir so tief und nah,
bis ich zerbrach, als ich es sah.
Es ging Dein Herz und Stück für Stück
verlor ich mich, mein Herz und Glück.

So geh ich in die Dunkelheit,
vergesse Leben, Traum und Zeit.
Was ich Dir gab, ward nicht belohnt,
Du lebst mit Sonne und mit Mond.
sz

 

 

 

 

 

 

(© Praxis Der Zuhörer – Steffen Zöhl, 2018)

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